Vielleicht
habt Ihr Euch gewundert, dass es in letzter Zeit auf meinem Blog sehr still
blieb. Nicht mal mein obligatorisches Wort
zur Woche oder Glückstagebuch
habe ich gepostet. Und das hatte auch einen triftigen Grund: Ich bin Anfang Juli in eine seelische Krise
geraten und musste einige Wochen im Krankenhaus verbringen.
Ich zögere,
so offen für alle und jeden, hier darüber zu schreiben. Schließlich habe ich meine bipolare Erkrankung in diesem Blog noch nie
erwähnt (einfach, weil sie in der letzten Zeit eine sehr untergeordnete Rolle
spielte.) Schließlich haftet ihr wie allen psychischen Problemen, ein Stigma
an.
Und doch möchte
ich die Aufrichtigkeit, von der mein Blog bisher geprägt war, gern beibehalten. Warum sollte ich Euch lang und breit von meinem Glück erzählen,
aber kneifen, wenn es um die Schattenseiten in meinem Leben geht ? Ich kenne einige
Blogger, die einen ebenso mutigen Weg gehen und frei von der Leber weg vom „Anderssein“ berichten – ob das nun um Depressionen,
Genderthemen oder das Hinterfragen gängiger Mutterideale geht.
Und da ich
ohnehin vorhabe, einen autobiografischen Roman über meinen Weg – und speziell
die manisch-depressiven Erfahrungen -
zu schreiben, kann ich es wohl wagen, auch in meinem Blog davon zu berichten.
Seit einer
Woche bin ich nun wieder entlassen. Und weit länger fühle ich mich wieder
gesund. Und doch dauerte es ingesamt mehrere Wochen, bis ich wieder ganz im
Hier und Jetzt und in meinem „normalen“
Ich gelandet war.
Familie, Freunde und Kollegen waren mich besuchen und haben
mir geholfen, die Zeit zu überbrücken und die erneute manische Episode
zu beleuchten und zu verstehen. Denn natürlich hat sie Auslöser und Ursachen,
die erkannt werden wollen. Und auch, wenn die Zeit in der Klinik nicht einfach
und scheinbar ein Rückschlag war – sie hatte durchaus einen Sinn. Als Auszeit, als Spiegel, als mannigfaltige
Lektion. Darüber hinaus habe ich im Krankenhaus wieder einmal viele interessante Menschen
kennenlernen dürfen.
Trotz mancher
Entbehrungen gestaltete die Zeit sich dort doch recht angenehm. Wir genossen einen großen
luftigen Balkon (den ich zuletzt mit meinen Wunschsonnenblumen verschönerte) eine
wunderschön gestaltete Gartenlandschaft zwischen Klinik und Rehaklinik und zwei
Caféterias mit köstlichen Kuchen und Eisvarianten. Auch das Krankenhausessen war in Ordnung und die Umgebung mit
zwei Seen und vielen Spazierwegen einfach traumhaft. Über das Schwimmverbot (wir waren fürs Badengehen nicht
versichert), habe ich mich ein paar Mal einfach hinweggesetzt und bin in den
Kalksee gehüpft. Sonst kühlte ich im Wasser einfach Füße und Waden. Zum Glück
blieb es auch bei den sehr heißen Temperaturen auf Station verhältnismäßig
kühl. Ich verbrachte viel Zeit mit
Lesen, Schreiben und den Therapien. So habe ich einmal mit einer
Mitpatientin gebacken, in unserer Singegruppe Griechischer Wein und Über
den Wolken angestimmt, in der
Ergotherapie was schönes getöpfert und eine Tasse mit japanischen
Schriftzeichen bemalt. Neulich konnten wir uns im Fernsehraum sogar den ersten
Teil von Herr der Ringe anschauen. In Gesprächen mit der Psychologin und
speziellen Seminaren gab es Raum für Austausch und neue Erkenntnisse über uns
selbst und unser Krankheitsbild.
Seit einer
Woche bin ich nun – noch krankgeschrieben - bei meiner Mama und ihrem Partner
im Oderbruch – wo ich viel schlafe, lese und mit meiner Ma schwimmen fahre. Morgen
geht’s wieder zurück in meine eigene Bleibe – was noch mal eine große
Umstellung wird. Und doch freue ich mich sehr darauf !
Bevor ich
wieder voll in meine Arbeit einsteige, nehme ich dort noch ein wenig
Anlauf… Vielleicht gelingt es mir in
dieser Zeit, mal wieder etwas längeres zu posten. Ich bin traurig, dass ich es
versäumt habe, unseren Garten im Juni zu zeigen, und den Juli und August zu fotografieren. Ich hoffe, Ihr seid einverstanden, wenn ich
ersteres sehr verspätet nachhole und für die beiden nächsten Monate Motive aus
den letzten Jahren nehme ? Derer habe ich mehr als genug…
In jedem
Fall werde ich in der nächsten Zeit darauf achten, mich nicht zu überlasten.
Und das betrifft auch das Bloggen. Egal, wie sehr es mich bereichert, es
erzeugt auch einen gewissen Druck. Und den muss ich in Zukunft rausnehmen, wenn
ich stabil bleiben will.
Ja, „dieser
Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer…“ (Xavier
Naidoo). Mein Lebensweg voller Irr- und Umwege. Oder sind es eher
Kurskorrekturen ? In jedem Fall bringen sie mich weiter, führen auch sie direkt
zu mir.
Ich verneige mich vor deinem Mut! Danke, dass du diese intimen Dinge mit uns teilst, dass du anderen erlaubst, deine Schwächen zu sehen - dass du ehrlich bist - auch zu dir selber.
AntwortenLöschenIch weiß, wie schwer es ist, über so etwas zu sprechen - und ich weioß, wie sehr es anderen Betroffenen hilft.
Ganz viel Liebe
Deine Ana