Montag, 27. Oktober 2014

Wort zur Woche: Das Gasthaus


"Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus,
jeden Morgen ein neuer Gast.
Freude, Depression und Niedertracht -
auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit
kommt als unverhoffter Besucher.
Begrüße und bewirte sie alle !
Selbst wenn es eine Schar von Sorgen ist,
die gewaltsam dein Haus seiner Möbel entledigen,
selbst dann behandle jeden Gast ehrenvoll.
Vielleicht bereitet er dich vor,
auf ganz neue Freuden.
Den dunklen Gedanken der Scham, der Bosheit –
begegne ihnen lachend an der Tür
und lade sie zu Dir ein.
Sei dankbar für jeden, der kommt,
denn alle sind zu Deiner Führung geschickt worden
aus einer anderen Welt."

Rumi 
(Sufi-Mystiker und Dichter) 




Freitag, 17. Oktober 2014

Wie der Wein gärt...


Wie der Wein gärt,
gäre ich, 
reife wie die Trauben.
Wachse spürbar innerlich,

lerne, mir zu glauben.




© Gedicht von Vilwarin 2000
  



























Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ganz nah: Versponnen

Eines Morgens auf meinem Weg zur Arbeit: Über die frühherbstlichen Wiesen zog die Sonne still in den Tag und erleuchtete ein großes Gewirr frisch gesponnener Netze. Tausende glitzernde feine Fäden, die mich in ihren Bann schlugen und vom Fahrrad mitten hinein lockten.
Spinnen sind mir unheimlich - vielleicht auch und gerade wegen ihrer Kunst, nach innerem Kompass und mit in sich schlummerndem Material diese perfekte Geometrie zu generieren.
Ganz aus sich selbst heraus spinnen und spinnen sie, schaffen sie magische Verbindungen. Netze.
Und sind damit so herrliche Symbolträger und Krafttiere für Menschen, die dasselbe möchten. Für "Erzeuger", also Visionäre, Erfinder und Kreative, die aus der Sicht anderer meist irgendwie "spinnen"... ;-)
Und Dinge erspinnen wie diesen Post, zuhaus in einem - einst ebenso ersponnenem - weltumspannenden Netz - in dem die folgenden ganz tierischen Fäden und Netze nun wiederum "schweben" können...
Viel Spaß beim Staunen !








Montag, 13. Oktober 2014

Wort zur Woche: Langsames Reisen


"Langsames Reisen hat den Vorteil, dass die Seele Schritt halten kann."

(anonym)

Und das gilt nicht nur für all die Touren und Trips ins Anderswo, 
sondern auch für unsere größte Reise, das Leben selbst !




Donnerstag, 9. Oktober 2014

Der Herbst zieht ein...


 ... und ich genieße ihn in all seiner Pracht !




Lausche den wilden Kranichrufen, spüre den wehmütig duftenden Wind. Verfange mich in den tausend Spinnenfäden, die plötzlich den ganzen Garten durchziehn. Ernte Äpfel, koche Kürbissuppe und werde der Veränderung gewahr: Der Kälte, wie sie morgens und abends schneidend klar unter meine Haut kriecht. Den melancholischen Nebelschwaden. Und der sich immer weiter ausdehnenden Dunkelheit, die nach ihresgleichen ruft: Nach mehr Stille und Schlaf - und dem Schatten in uns, der im Sommer dem Licht gewichen war. Und der nun wieder an Boden gewinnt - mit all den Gefühlen, Gedanken und Seiten des Lebens, vor denen wir lieber davonlaufen als uns ihnen zu stellen. Doch Hell und Dunkel gehören zusammen und es wird Zeit, wieder hinabzusteigen in die Tiefen unsrer Seele - in die Finsternis, aus der allein wir neu geboren werden können.



Der Herbst lehrt uns den Abschied und das Sterben. Lassen wir los, was in uns und unserem Leben gehen will. Begeben wir uns in die Dunkelheit und Ruhe. Denn dann erwachen wir, gereinigt und gestärkt, zu einem
neuen Frühling ohnegleichen.



Oh lebendiger, schmerzlicher Übergang ! Eine Feier des Lebens, kurz bevor es vergeht. Der Farbrausch der Blätter – ein letztes Aufflammen vor ihrem unabwendbaren Fallen. Die reiche Ernte - Sattheit, Lust und wertvolle Gabe vor der kargen Zeit.




 


Bringen wir auch unsere eigene Ernte ein. Ziehen wir Bilanz und schätzen wir wert, was wir in diesem Jahr erfahren durften. Welche Früchte kamen zur Reife ? Bittere, süße ? Konnten wir sie genießen - oder so verarbeiten, dass sie uns dienten ?
Sie alle tragen Samen, die dafür sorgen, dass es immer weiter geht.


 




Montag, 6. Oktober 2014

Wort zur Woche: "Wo ein Bruch ist..."


"There's a break in everythin' - that is how the light comes in."

(Verfasser unbekannt)




Freie Übersetzung:

"Wo ein Bruch ist - dort kann auch das Licht durchscheinen."

Interessanterweise kann das englische Wort "break"
sowohl "Bruch" als auch "Lücke", "Pause" oder "Zäsur" bedeuten - eben sich öffnender Raum im weiteren Sinne - was diesem Spruch eine schöne Vieldeutigkeit verleiht.

(Aktualisierung am 7.2.2015: 
Soeben entdeckte ich, dass der Spruch wohl eine Zeile aus einem Song von Leonard Cohen ist. Allerdings in der Version: "There's a crack in everything"...
So wandern die Sagweisen und Zitate. Manchmal geht der Urheber verloren und nicht selten unterliegen auch die Worte einer Wandlung... Die Botschaft aber bleibt... ! )

Freitag, 3. Oktober 2014

Man-Gold !


Mangold im Licht - wahres Gemüse-Gold auf dem Sommer- und Herbstbeet, das in den unterschiedlichsten Farben leuchtet.
Ich habe in diesem Jahr gelbstängligen ausgesäht - aber nur eine Pflanze ist gekommen und auch die nur zögerlich. Inzwischen allerdings hat sie sich gemausert und wurde schon in Teilen geerntet und verzehrt.



Im zweiten Anlauf pflanzte ich kleine vorgezogene weiße und zartrosa Exemplare, von denen sich ungefähr die Hälfte gegen Schädlinge, Witterung und Schicksal behaupten konnte. (Im Permakultur-Kommune-Garten werden die Schnecken allenfalls eingesammelt und weggebracht - kommen aber immer wieder ;-) Wir gießen generell nicht, weil wir auf der Riesenfläche dann gar nicht mehr fertigwürden - und die Pflanzen sich auch daran gewöhnen und folglich nicht ständig Wasser brauchen. Stattdessen mulchen wir regelmäßig und lassen, wie hier zu sehen ist, auch Beikräuter stehen, die Schatten spenden. Manchmal verlieren wir durch diese Methode allerdings auch Pflanzen...).



Dieser wunderschöne rote Mangold steht auf dem Beet eines Kommunarden. Und unten seht Ihr, wie toll die bunte Mischung mehrerer Sorten nach dem Ernten aussah.
Dazu schneidet man mit einem guten Messer nur die äußeren, großen Blätter des Gemüses tief unten am Stiel - und lässt die inneren kleinen für weiteres Wachstum und spätere Mahlzeiten stehen.


Auch den Mangold zuzubereiten ist bei dieser Farbenpracht eine wahre Freude. Zum Kochen trennt man Stiele und Blattteile voneinander, da die Stiele eine deutlich längere Garzeit haben als die Blätter, die in der Pfanne (wie auch Spinat) schnell zusammenfallen.




Übrigens: Mangold und Rote Beete sind miteinander verwandt - beide sind ursprünglich Rübenarten. Wenn man Rote Beete zubereitet, kann man also ihren oberirdischen Teil wie Mangold verwenden. Das schmeckt lecker - und nichts kommt um.
Anders anders als die Rote Beete-Knolle schmeckt Mangold jedoch nicht roh (und sollte aufgrund viel enthaltener Oxalsäure auch gar nicht roh gegessen werden!) Beim Garen aber entfaltet er einen feinwürzigen Geschmack, der gut mit anderem Gemüse in einer zusammengewürfelten Pfanne harmoniert. Allein in einer Nudelsauce mit Tomaten, Sahne und Muskat kommt er aber besonders gut zur Geltung.

Mangold - eine lang vergessenes Pflanze, die wieder modern wird. In den meisten Supermarktregalen muss man nach dem "Krautstiel" noch suchen. Auf einheimischen Märkten oder in Bioläden findet man ihn schon eher. Bei vielen Gärtnern jedoch ist das Gemüse inzwischen wieder in aller Munde. Damit es auch den Weg in deinen findet, hier mein vollständiges Rezept für


Bunte Mangold-Pasta


Zutaten für 4-5 Personen

- Eine 500g Packung Nudeln (z.B. kurze Makkaroni oder Fusili)

- Ca. 10 -15 Stiele bunter (oder auch einfarbiger) Mangold
   (das sieht viel aus, aber das ganze große Blattgrün schmilzt beim Kochen wie gesagt zusammen)
- 1 große Zwiebel
- 1- 3 Knoblauchzehen nach Geschmack
- 1 Dose Pizzatomaten (ca.400g)  - oder 4-5 frische Tomaten
- 1 Becher Sahne (oder Hafer/Sojasahne)
- evtl. ein großer Schluck Weißbwein

zur Verfeinerung:
 - ca. 100 g Feta
- und/oder 1-2 Handvoll Sonnenblumenkerne, die vorher separat ohne Fett geröstet werden

Gewürze:
(Kräuter-)Salz
Pfeffer
frisch geriebener Muskat



Zubereitung

- Mangold gründlich waschen
- Stiele und Blätter voneinander trennen
- Stiele kleinschneiden, Blätter in mehrere Teile rupfen
- Zwiebel und Knoblauch schälen und klein hacken

Die Soße kocht ingesamt ca. 1/2 Stunde. Weißer Mangold braucht meiner Erfahrung nach etwas länger, um gar zu werden als die bunten Sorten. Außerdem mag es natürlich jeder unterschiedlich knackig oder weich, also ausprobieren ! Immer wieder umrühren.
Während die Soße kocht, Nudeln nach Packungsanleitung zubereiten.


- zuerst in großer Pfanne oder Wok die Mangoldstiele in Öl anbraten
- nach ca. 8-10 min auch die Blattteile in die Pfanne geben, nach und nach zusammenfallen lassen
- kurz darauf auch Zwiebel und Knoblauch hinzufügen und mitgaren
- nach weiteren 5 min mit einem großen Schluck Weißwein ablöschen, kurz dünsten
- Pizzatomaten und kurz darauf Sahne, Pfeffer, Salz und Muskat (und evtl. Sonnenblumenkerne) hinzufügen
- alles zusammen noch mal ca. 5 min köcheln lassen, damit sich die Geschmäcker verbinden
- Feta erst ganz zum Schluss nach dem Ausstellen der Flamme dazugeben, sonst schmilzt er ganz und gar

Heiß servieren.


Guten Appetit !

Und vielleicht viel Spaß bei Anbau und Ernte !
Ich versuche es nächstes Jahr wohl wieder. Dieses Gericht schmeckt einfach zu gut...